Schatten der Vergangenheit … Lichter der Zukunft…

Es war früher Morgen
und in der Maske war niemand mehr ausser Naryssa, die junge Frau hatte die letzten Spuren des Vorabends hier beseitigt, nicht weil sie musste sondern weil sie nicht hatte schlafen können und es ihr auf seltsame Weise Spass gemacht hatte. Jetzt saß sie inmitten des Badebeckens und genoß das warme Wasser um sich herum, entspannt und einen warmen Tee trinkend, lehnte sie mit dem Rücken gegen den Rand und schweifte in Gedanken ab.
Erst als das Wasser kalt wurde, stand sie auf und wickelte sich in ein Handtuch, langsam führten sie ihre Schritte durch die Räume, lächelnd betrachtete sie alles hier und striff mit ihren Fingern über die ein oder andere Oberfläche.

Ihre nackten Füsse hinterliessen feuchte Abdrücke auf dem Boden, wo immer sie langgelaufen war, verträumt lächelete sie und sah zu dem Bärenfell vor dem Kamin. Dort nahm sie Platz und blickte in die sacht lodernden Flammen. Einen weiteren Schuck Tee später, schweiften ihre Gedanken erneut weit weg von hier.

Dunkel war die kleine Gasse und was sie sah waren braune Augen, strenger Blick und große Hände. Zuerst waren sie sanft, doch dann wurden sie fest wie Schraubstöcke, welche ihre Schultern umfassten. Ein Gefühl welches in dem kleinen Mädchen aufstieg, welches es niemals wieder im Leben vergessen würde.

Ein Stoß in den Rücken in einen kargen Raum, andere Hände, rauh und dürr griffen nach ihr, zogen sie zus ich hin, trockene Lippen, blaue Augen. Ein kurzes Zögern bedeutet langen Schmerz. Lehrer und Schüler.

Unbewusst zog sie ihre Beine an und merkte er später, dass ihr Tränen über die Wangen rannen, den Blick in den Kamin gerichtet und sich klein machend. Wieder andere Bilder.

Graue, starre Augen, einst braun… wieder jene Gasse, doch der Blick nicht von unten hoch, sondern von oben herunter. Kaltes metal, welches langsam die Wärme der Hand annimmt, welche es hält.

Unbemerkt hatte sie angefangen zu weinen, es war niemand hier der sie hören konnte, niemand der ihre Tränen sehen konnte und sie konnte sich gehen lassen. Alles was sich die letzten Jahre angestaut hatte, obwohl sie immer ein Lächeln gezeigt hatte, all dies holte sie jetzt ein. Jetzt, wo sie zur Ruhe gekommen war, wo sie einen Platz gefunden hatte an welchem alle so herzlich zu ihr waren, wie Eltern es wohl für Kinder sind. Etwas woran sie sich gar nicht mehr erinnern konnte.

Grüne Augen sahen sie an, blickten in ihre und strahlten eine Wärme aus, die sie so nicht kannte. Reichten eine Hand und die Kälte unter den Füssen schwand, wurde zu einer bergenden Wärme.

Sie war zu Hause angekommen, nach all den Jahren war es das erste Mal, dass sie einen Ort mit diesem Namen betiteln konnte. Niemals würde sie erwarten, dass jemand von ausserhalb sie würde verstehen können, die Worte es freundlichen Mannes aus Bree ließen sie lächeln, aber auch er konnte nicht verstehen warum sie hier war, warum sie nicht sofort ging.

Weil sie nicht wollte, weil ihr dies hier endlich gab, was sie so lange gesucht hatte ohne davon zu wissen.

Noch eine ganze Weile saß sie so vor dem Kamin, bis sie endlich aufstand und sich anzog um das Haus zu verlassen, vor der Türe atmete sie tief ein und lächelte, ein wunderschöner Tag hatte begonnen und es würden noch viele folgen.

_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
Ruhig lag sie vor dem Kamin in der Maske, niemand war mehr dort und es war längst Ruhe eingekehrt. Ihr Blick, ruhte auf dem Feuerschein und ihre Finger strichen immer wieder über das stets kühle Metal auf dem Lederhalsband, welches sie seid wenigen Tagen trug. Ihre Gedanken waren weit fort, langsam lies der Schmerz nach, ebbte das Gefühl ab, welches sie durchlebt hatte und dennoch, wollte es sie einfach nicht in Ruhe lassen.

Diese Worte, dieser Blick, all das zusammen würde sie noch eine ganze Weile beschäftigen, würde sie so schnell nicht loslassen. So wie auch anderes sie nicht mehr loslassen würden und bei diesen Gedanken strichen ihre Fingerspitzen zu ihrem Nacken, das kleine Vorhängeschloss ertastend, welches das Band verschloss. Sie besaß keinen Schlüssel und sie würde ihn auch nie besitzen, aber so hatte es einfach kommen müssen. Das war der Lauf der Dinge und vor allem war es der Lauf IHRES Lebens.

Der Tag würde bald anbrechen und so erhob sie sich, sich zurück zu ziehen um noch ein wenig Schlaf zu finden, denn den würde sie brauchen können, wand sich doch gerade im Moment Termin an Termin für sie. Aber die Gedanken daran erfüllten sie mit einem Lächlen, sie freute sich darauf selbst wenn sie kurz in Wehmut eine Hand über ihren noch immer etwas schmerzenden Hintern streifen liess.

Doch wozu hab es Kräuter und Tränke die helfen und heilen konnten, sie würde etwas davon nutzen, dann wäre es nach dem Erwachen schon wieder weit erträglicher

_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________

Früh war der Morgen, als die Frau mit dem braunen Haar am Wasserfall der Siedlung stand, die Sonne versteckte sich noch hinter den Hügeln, aber die Dämmerung lag bereits in der Luft. Ganz leise hatte sie sich aus dem Zimmer, aus der Maske geschlichen, den der ihr Bett in jener Nacht geteilt hatte, nicht zu wecken. Gut hatte sie geschlafen, aber dennoch war sie früh erwacht, aber die Kräuter von Erce hatten ihr gut getan. Viel war am Tag vorher geschehen, vieles was sie einfach überfordert hatte doch das wenigste davon hatten die anderen mitbekommen. Sie mussten es auch nicht, jeder hier hatte seine eigenen Sorgen und sie musste sich nicht auch noch mit den ihren herumschlagen.

Ruhig lag ihr Blick auf dem Wasser, in welches sie ihre Hände eintauchen wollte, aber ehe sie dies konnte, ereilten sie ihre Gedanken, ihre Erinnerungen und liessen sie still dort verharren, Bilder vor ihren Augen die längst vergangen waren.

Sie sah in jene braunen Augen, versank fast in deren Blick und doch schaute sie von unten her zu ihnen herauf. Kleine Hände, schmutzig und an Arbeit gewohnt legten sich an seine vom Schmutz ergraute Hose und der Blick wandte sich ab.

Schmerz

zusammengezogene Schultern und ein Aufkeuchen, ein helles, dessen Stimme noch nicht von vielen Jahren zeugt. Der Blick wendet sich wieder auf den ergrauten Stoff und ein zufriedenes Brummen ist zu hören.

Langsam und vom Wasser benetzt zogen ihre Finger feine Schlieren auf dem Metal, sie hockte noch immer am Wasser aber ich Blick und ihr Geist waren wie in einer anderen Welt gefangen. Sie merkte nicht einmal wie einige der Wassertropfen von dem kühlen Metal herunter auf ihr Kleid tropften.

Ein leises Klicken, etwas zog sich fest um ihren Hals. Sie wollte daran fassen. Wer wollte daran fassen? Ihr kleinen, zarten Hände, welches das Ungewohnte berühren wollen. Sich zur Wehr setzen und doch waren sie machtlos. Etwas erlosch in den Augen des Mädchens, welches man band.
Gefühle keimten auf, welche sonst Wonne zu schenken vermochten, aber jetzt zu einer Mischung als Schmerz und Freude werden wollten. Etwas, was sie nicht verstand und daher verspürte sie nur den Schmerz und die Scham.

Doch gnadenlos hielten sie die Ketten und Riemen, wechselten die Augen welche sie ansahen, wurde die Stimme mal hell und kalt, mal dunkel und herrisch oder aber es herrschte Schweigen, denn sie hatte nicht zu fragen.

Mit etwas Wasser strich sie ihre Haare aus dem Gesicht und seufzte leise, ihre Hand glitt nach hinten zu dem kleinen Schloss, war es wirklich wie damals, keinen Schlüssel und niemals einen besitzen?

Mädchen und Jungen lachten, als sie an dem ranzigen Karren vorbei rannten, auf das Festgelände zu. Es war Frühling, alles erblühte und begann zu grünen. Traurig sahen die jungen Augen am Stoff vorbei, welcher den Wagen an dessen Eingang verhing. Schweiften zu dem feiernden Volk, es war noch Tag und da würde kaum jemand kommen. Es sei denn ER würde sie zu ihr bringen. Aber sie hofft darauf, dass er niemanden finden würde. Nur einen Tag des Festes Ruhe, scheu setzten sich blanke Füsse auf dem Boden und sahen verschüchterte Augen sich um.
Lachen, ein Tanz im Reigen um den Festbaum, niemand der anderen Mädchen und Jungen störte, dass sie schmutzig war. Nicht jetzt, nicht bei diesem Fest, sie lachten gemeinsam und dann gab es frische Pasteten, eine freundliche Frau aus dem Auenland hatte sie gereicht. Sie hatte die jungen Menschen angelacht und gesagt, so müssse es sein, so müsse ein jeder Frühling beginnen.

Lachend und die Sonne im Herzen schlich sich das Mädchen zurück zum Wagen, einige Stunden nur war sie fort gewesen, er würde es sicher nicht merken, am Tage war er meist unterwegs und suchte, was er in der Nacht zu ihr bringen, oder wo er sie absetzen konnte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, in den Augen und im Herzen öffnete sie den Wagen und kletterte herein, was sie sah waren ernste, braune Augen, die ihr entgegen blickten. Doch sie waren nicht allein, zwei weitere Paare richteten sich lüstern auf den jungen Leib.

Lange Nächte brachte der Frühling, aber kein weiteres Lachen mehr sollte es geben, denn keinen Tanz unter dem Reigen mehr für diesen Ungehorsam.

Langsam stand sie auf, sie blickte in Richtung der hohen Straße und musste lächeln, etwas aus der Vergangenheit würde immer bei ihr sein, ganz gleich ob die braunen Augen erloschen waren oder nicht.
Sachte führten sie ihre Schritte zurück in die Maske, durch die Türe, den Hauptraum und zur Treppe hin um in das Turmzimmer zu gelangen. Leise öffnete sie die Türe, schlich sich zurück zum Bett, nachdem sie diese wieder geschlossen hatte.
Mit einem Lächeln blickte sie auf das Bett, betrachtete den, der darin schlief eine Weile und kroch dann vorsichtig wieder zu ihm. Noch ein wenig Ruhe würde ihr gut tun und so schloss sie ihre Augen,

_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
Sachte Schritte, feste Schritte, kein Blick zurück.

Langsam führten ihre Schritte sie fort von dem Haus, welches sie vor zwei Jahren als Heimat gefunden hatte, doch war es ihr jetzt mehr als fremd geworden. Hatte man  Beschützer und Freundin vor die Türe geschickt, Undank gezeigt für Leben.

Dort konnte und wollte sie nicht bleiben.

Und mit dem Regen, welcher ihr Kleid netzte, den dünnen Stoff auf der Haut kleben ließ und jede Kontur ihres Körpers abmalend so zu einer ganz eigenen Zier wurde, malten Tränen ihre Wangen nach. Trafen sich auf dem Stoff, vermischten sich mit Regen und wurden dünner.

Es war vorbei, es schmerzte und das würde es immer tun. Aber sie musste hinter sich lassen, was nicht mehr zu ändern war. Ihre Hand strich an dem mit Metal beschlagenen Halsband vorbei, verharrte kurz an dem kleinen Anhänger und umfasste diesen. Wie schon einmal hatte es geendet aber es würde niemals wirklich enden können, sie trug es in sich.

Ihre Füße betraten einen schmalen Weg, sie hob den Blick zu eben jenem Haus, in welchem man sie nun willkommen hieß und als sie oben auf dessen Dach einen Schatten hocken sah und einen kleinen, roten Augenblick erhaschte, lächelte sie zuversichtlich. Denn wo auch immer dieser Schatten zu sehen war, dort war Heimat, ganz gleich welchen Namen diese hatte, welchen Namen man ihr selbst gab oder was auch immer geschah, nichts würde daran jemals etwas ändern können.

Seid jenem Tag, an welchem  …. Ja, an welchem dieses eine Paar Seelenspiegel zerbrochen und erloschen war !

Es hatte nichts geendet … nein es hatte begonnen.

Leave a Reply